Das absolut perfekte Verbrechen by Viel Tanguy

Das absolut perfekte Verbrechen by Viel Tanguy

Autor:Viel, Tanguy [Viel, Tanguy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-07T04:00:00+00:00


3

Wir brauchten nicht lange, um die Geldschränke zu leeren, zehn Minuten vielleicht, dann hatten wir die Tasche mit den frisch gebündelten Scheinen gefüllt und den Körper des Direktors an ihrer Stelle im Schrank verstaut. Der wird sich schnell wieder erholen, der Direktor, sagte ich zu Marin, er ist ein bisschen benommen, mehr nicht. Ich übergehe die Details, das Blut überall und wie mühsam es war, ihn im Schrank zu verstauen, aber am Ende passte er rein. Ich hatte Blut am Hemd und musste die Jacke zuknöpfen, um es zu verbergen. Dann trennten wir uns mit einem Zwinkern, Marin und ich, an der Treppe.

Unten stieß ich wieder zu Jeanne in ihrem weißen Kleid. Wir spielten noch eine Runde, damit wir befriedet wirkten, bevor wir uns durch den Haupteingang zurückziehen würden. Wir verloren noch einmal, als ob nichts wäre, dann grüßten wir die Rausschmeißer höflich und schritten die Stufen hinab wie die Könige. Marin unterdessen ging die Diensttreppe zum Dach hinauf, wie geplant. Die Leinentasche mit fünf Millionen Francs auf dem Rücken, stieg er drei Etagen höher, bereit, beim Sirren einer Glühbirne zu reagieren, er schloss den Heizungsraum mit dem Generalschlüssel auf und gelangte aufs Dach. Ich dachte, ich hätte ihn im Tresorraum töten und im zweiten Geldschrank verstauen können, seinen Anteil der Beute unter ihm in seinem Blut. Ich dachte, genau das hätte er eigentlich gewollt, er, den ich mir auf dem Dach vorstellte, wie er auf der Terrasse lag, zusah, wie seine Zigarre glomm, wartend. Der Parkservice brachte uns den Mercedes, dann glitten wir auf die Schnellstraße hinaus, das Meer funkelte unter den Lichtern der Brücke, und wir fuhren gen Hafen, peinlich genau innerhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung. Stell dir nur vor, sagte ich zu Jeanne, jetzt wegen zu schnellem Fahren erwischt werden, das wäre ja schlimmer als Al Capone. Sie prustete los, so war sie, im Grunde piff sie darauf, was passierte. Auf dem Dach hatte Marin Lucho wohl bereits das Signal gegeben, mit der Stablampe. Dieses Dach war wie eine Luxusterrasse über dem Strand. Das hatten wir mehrmals gesagt, während wir Andreis Film ansahen, sie hätten eine Bar für den Sommer daraufbauen sollen, ein Nachtsolarium zur Erfri-schung der Gäste. Mit anderen Worten, ein Lunarium, hatte Andrei gesagt.

Lucho war ebenfalls auf ein Dach gestiegen, oben auf das Wohnhaus, von dem aus er operieren wollte, mit dem Heißluftballon und der Fernsteuerung. Und das hatte er, Lucho, zu tun: Auf Marins Signal warten, den Ballon zum Dach des Casinos steuern, Marin das Geld im Korb verstauen lassen, wieder starten und das Ganze aufs Meer hinauslenken, dorthin, wo wir es mit dem Boot erwarteten, dann sollte er wieder zu uns stoßen, wir alle würden uns am Treffpunkt versammeln, in dem Hangar, für die große Abschluss-Szene, die Aufteilung der Beute. Mehr hatte er, Lucho, nicht zu tun, nichts sonst.

Wir hatten lange die Rollenverteilung diskutiert, wer mit dem Boot hinausrudern sollte, und ich hatte gemeint, mir reiche es, beim Roulette den dicken Mann zu machen. Aber so bist du der erste, der es kriegt, sagte Marin,



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